Eine sachgemässe Zufütterung in Zeiten mit Nahrungsmangel kann gewissen Kleinvögeln im Siedlungsbereich das Überleben erleichtern, vor allem im Winterhalbjahr. Diese gehören jedoch zu Arten, die in Hägendorf durchwegs nicht gefährdet und an die bei uns herrschenden Lebensbedingungen angepasst sind. Vögel seltener und gefährdeter Arten der Roten Liste kommen dagegen kaum an die Futterstellen. Der Ornithologische Verein empfiehlt daher den Schutz einer artenreichen Vogelwelt zu unterstützen, welche die Erhaltung von vielfältigen und intakten Lebensräumen bietet, die auch den Insektenfressern unter den Vögeln im Sommer genügend Nahrung bieten.
Futterstellen im Garten oder auf dem Balkon bieten eine gute Gelegenheit, Vögel aus der Nähe zu beobachten und ermöglichen somit schöne Naturerlebnisse. Deshalb ist gegen ein sachgemässes und massvolles Füttern nichts einzuwenden, wenn wir uns gleichzeitig auch für Massnahmen gegen die dringenden Natur- und Vogelschutzprobleme einsetzen.
Grundsätze für die sachgemässe Fütterung
Wann soll man füttern?
Bei Wetter wie Dauerfrost, Eisregen oder geschlossener Schneedecke kann die Fütterung eine Überlebenshilfe sein. Der Futterbedarf ist am frühen Morgen am grössten, weil die Vögel nach der langen Nacht besonders hungrig sind. Viele Vögel kommen auch am Nachmittag nochmals an die Futterstelle, um für die Nacht vorzusorgen. Wir raten deshalb, die Futtervorräte jeweils am Abend so aufzufüllen, dass sie für mindestens 24 Stunden reichen.
Was soll man füttern?
Achten Sie auf qualitativ einwandfreies Futter. Dieses sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen; Gewürztes, Essensreste oder Brot gehören also nicht dazu. Aus ökologischen Gründen verzichten wir zudem auf die Verwendung von Futterbestandteilen, die aus weit entfernten Ländern stammen, namentlich auf Palmöl, Kokosfett und Erdnüsse.
Neue Studien aus England und Deutschland zeigen, dass das Verfüttern von Meisenknödeln und anderem stark fetthaltigem Futter im Winter und in der Brutperiode den Bruterfolg von Meisen deutlich reduzieren kann. Zu den Körnerfressern, der grössten Vogelgruppe am Futterhaus, gehören Arten mit dickem, kräftigem Schnabel wie Finken und Sperlinge, aber auch Meisen, Kleiber und Spechte. Für sie gibt es im Handel verschiedene Fertigfuttermischungen. Viele davon enthalten allerdings hohe Anteile an Getreidekörnern, die fast nur von Tauben und Sperlingen gefressen werden und sonst liegen bleiben. Wählen Sie deshalb Mischungen aus, die ganz oder grösstenteils aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen bestehen. Dunkle Sonnenblumenkerne haben eine weichere Schale als helle und können von den Vögeln besser geöffnet werden. Körnerfresser nehmen auch das für Weichfresser empfohlene Futter an.
Von den Weich- und Insektenfressern erscheinen nur Amsel, Rotkehlchen und Star regelmässig an der Futterstelle. Sie fressen gerne Haferflocken, zerhackte Baum- und Haselnüsse, Rosinen und Obst, das bereits etwas angefault sein darf. Schneefall kann Zugvögel vor allem im Vorfrühling bei der Nahrungssuche stark behindern. Dann kann es ihnen nützen, wenn wir Komposthaufen oder Miststöcke abdecken und damit den Zugang zu Insekten erleichtern. Einzelne Arten fressen dann auch gern Rosinen oder Obst.
Wie soll man die Futterstelle einrichten?
Bieten Sie Körner, Haferflocken und Rosinen in einem Futterhaus mit Reservebehälter (Silo) an, wo sie vor Nässe geschützt sind und in die offenen Krippen nachsickern. Diese Futterentnahmestellen sollen so schmal sein, dass die Vögel sich nicht hineinsetzen (und hineinkoten – siehe unten) können. Das Haus sollte ein ausreichend überstehendes, wasserdichtes Dach aufweisen, das aber die Sicht nach allen Seiten hin möglichst wenig behindert (Abb. 1). Moderne, säulenförmige Futterautomaten mit seitlichen Entnahmestellen sind ebenfalls empfehlenswert (Abb. 2), aber nur für Körnerstreufutter geeignet. Obst kann auch auf dem offenen Boden, aber nicht direkt unter den Futterhäusern ausgelegt werden. Als Zufluchtsorte bei Gefahren sollten in der Nähe des Futterhauses Bäume oder Sträucher stehen. Die unmittelbare Umgebung der Futterstelle – etwa im Umkreis von 2-5 m – sollte jedoch frei sein, damit nicht Feinde, wie z.B. Katzen, den Vögeln auflauern können.
Wie steht´s mit Wasser?
Vögel nutzen Wasserstellen ganzjährig zum Baden oder Trinken. Im Winter fressen sie auch Schnee, um ihren Durst zu löschen. Wegen der Gefahr von Krankheitsübertragungen (siehe unten) raten wir, den Vögeln nur dann eine Wasserstelle anzubieten, wenn diese täglich gereinigt und das Wasser mindestens einmal pro Tag ersetzt werden kann. Noch besser sind Vogelbäder, bei denen dauernd Frischwasser hindurchfliesst. Achten Sie auf eine katzensichere Platzierung!
Krankheiten vorbeugen!
Die Übertragung von Krankheiten stellt an Futterstellen mit Abstand die grösste Gefahr dar. In den letzten Jahren erhalten wir unabhängig von der Jahreszeit immer wieder Meldungen von Vogelfreunden, die um ihre Futterstellen oder Vogeltränken apathisch wirkende Kleinvögel (meist Finken) mit aufgeplustertem, struppigem Gefieder beobachtet haben, von denen einige anschliessend sogar gestorben sind. Solche Symptome deuten auf Infektionskrankheiten hin. Häufig werden diese über den Kot kranker Vögel verbreitet. Vermeiden Sie deshalb Kot-Verunreinigungen am Futterplatz nach Möglichkeit (z.B. durch schmale Krippen am Futterhaus oder Vogeltränken mit dauernd fliessendem Wasser – siehe oben). Wo dies nicht möglich ist, z.B. unter dem Futterhaus, wo neben dem Kot der Vögel auch regelmässig Körner herunterfallen, sollten Sie das Körner-Kot-Gemisch regelmässig wegräumen. Falls Sie mehrere tote Vögel direkt um das Futterhaus finden, melden Sie uns dies bitte! Entfernen Sie das Futterhaus dann sofort und reinigen Sie es sehr gründlich. Nehmen Sie die Fütterung dann erst 3 Wochen später und an einem neuen Standort wieder auf, denn gewisse Krankheitserreger können am Boden längere Zeit überleben.
Bekämpfung von Ambrosia
Ambrosia-Samen tauchen ab und zu in Wildvogel-Futtermischungen auf. Auch in Hägendorf und Rickenbach SO. Weil die Pollen beim Menschen Asthma-Anfälle auslösen können, müssen alle Ambrosia-Pflanzen gemeldet und bekämpft werden. Alles Weitere zu diesem Thema ist unter www.ambrosia.ch zu finden.
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